Donnerstag, 29. August 2013

Crossover

Ja, gut, das mag jetzt unerwartet sein. Aber von unserem Ziffernsystem glauben wir ja auch, es sei arabisch, dabei ist es in Wahrheit eine indische Erfindung...



Montag, 26. August 2013

Lesen aus alten Büchern (1): Der Schnee auf dem wir alle talwärts fahren

Heute will ich endlich mal mit einer kleinen, ebenso losen wie sinnlosen Postserie beginnen, die ich bisher immer aufgeschoben habe. Immer wenn mir irgendwo alte Bücher, vor allem Sach- und Fachbücher, begegnen und sie mir irgendwie skurril erscheinen, kann ich nicht widerstehen und muß sie mit nach Hause nehmen. Inzwischen haben sich schon so einige angehäuft, und in der neuen DWüdW-Reihe "Lesen aus alten Büchern" will ich aus ein paar von ihnen zitieren.
Klingt jetzt ziemlich dröge, wird es aber hoffentlich nicht. Denn auch sehr alte Fachbücher können durchaus noch nützlich sein. Chemiebücher zum Beispiel. Zwar gibt es heute eine unglaublich viel weiter entwickelte Laboranalytik als vor einem Jahrhundert - aber wer hat die schon zu Hause verfügbar? Was also tun, wenn man mal schnell und diskret daheim herausfinden will, ob eine Substanz tatsächlich ist, für was man sie hält? Hier können auch mehr als hundert Jahre alte Bücher weiterhelfen - im Sinne von "Was die Großmutter noch wußte". Und in diesem Sinne lesen wir im ersten Teil der kleinen Serie aus dem Buch
"Kurze Anleitung zur Auffindung der Gifte und stark wirkender Arzneistoffe. Zum Gebrauche in chemischen Laboratorien."
Von Dr. Wilhelm Autenrieth. Zweite Auflage, Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. B. und Leipzig, 1897. Und wir lesen, sagen wir mal, im Kapitel



"Cocaïn. Cocaïn krystallisirt aus Alkohol in grossen, farblosen Prismen, hat einen bitterlichen Geschmack und ruft auf der Zunge eine vorübergehende Gefühllosigkeit hervor. Es ist in Wasser wenig (1 Th. Cocaïn in 700 Th. Wasser), in Alkohol, Aether, Chloroform, Benzol und Essigäther leicht löslich. Cocaïn reagirt stark alkalisch und wird von verdünnten Säuren zu meist krystallisirbaren Salzen leicht gelöst. Aus den Salzlösungen wird die Base durch Alkalien, Ammoniak und Alkalicarbonatlösungen gefällt. - Conc. Schwefelsäure und Salpetersäure lösen Cocaïn ohne Färbung auf. Die wässrigen Lösungen der Cocaïnsalze geben mit den meisten allgemeinen Alkaloïdreagentien Niederschläge. Quecksilberchlorid fällt einen weissen, beim Umschütteln sich zusammenballenden Niederschlag, der in heissem Wasser löslich ist. - Jodlösung bewirkt einen braunen amorphen Niederschlag. - Pikrinsäure fällt gelbes, flockiges Pikrat.
Reactionen auf Cocaïn:
a) Die wässrige, nicht zu verdünnte Lösung eines Cocaïnsalzes giebt mit 1 bis 2 Tropfen Kalilauge eine weisse, milchige Trübung, aus welcher sich zunächst harzige Oeltropfen, später feine, weisse Nadeln von Cocaïn abscheiden. Schmelzpunkt des Cocaïns 98o. - Von dem Aetherrückstande löst man möglichst viel in etwa 2 Tröpfchen verd. Salzsäure auf und übersättigt diese Lösung mit Kalilauge. Diese Reaction ist natürlich für Cocaïn nicht charakteristisch (ausgenommen der Schmelzpunkt, wozu aber ziemlich viel reine Substanz erforderlich ist), da fast alle anderen Alkaloïde unter diesen Umständen gefällt werden.
b) Versetzt man eine conc. wässrige Lösung eines Cocaïnsalzes tropfenweise mit Kaliumpermanganatlösung (1:100), so entsteht ein violett gefärbter, krystallinischer Niederschlag von Cocaïnpermanganat. Zu dieser Reaction löst man nicht zu wenig des Aetherrückstandes in 2 Tröpfchen verd. Salzsäure auf und setzt dann tropfenweise die Permanganatlösung hinzu. - Empfindliche Reaktion auf Cocaïn.
c) Setzt man zu einer Cocaïnsalzlösung einige Tropfen einer 5%igen Chromsäurelösung, so bildet sich bei jedem Tropfen ein Niederschlag, der sich sofort wieder löst. Fügt man dann zu der klaren Lösung etwa 1ccm conc. Salzsäure, so entsteht ein orangegelber, mehr oder weniger krystallinischer Niederschlag von Cocaïnchromat.
d) Nachweis der Benzoylgruppe im Cocaïn. Für diesen Nachweis sind mindestens 0,2 gr Cocaïn erforderlich. - Man digerirt das Cocaïn einige Minuten mit etwa 2 ccm conc. Schwefelsäure auf dem kochenden Wasserbade; fügt man dann nach dem Erkalten unter Abkühlen Wasser hinzu, so erfolgt eine weisse, krystallinische Abscheidung von Benzoësäure, welche nach dem Trocknen durch Sublimation oder bei genügender Menge durch Bestimmung des Schmelzpunktes (120o) weiter nachgewiesen wird. - Man kann auch die Benzoësäure mit Aether ausschütteln; erhitzt man dann den Aetherrückstand mit etwa 1 ccm absoluten Alkohol und der gleichen Menge conc. Schwefelsäure, so tritt der charakteristische Geruch des Benzoësäureäthylesters auf.
e) Zum sicheren Nachweis des Cocaïns hat man auch den physiologischen Versuch auszuführen, welcher darauf beruht, dass die Base eine verübergehende eigenthümliche Gefühllosigkeit hervorruft. Man löst die fragliche Substanz - Aetherrückstand aus der alkalischen Lösung - in einigen Tröpfchen verd. Salzsäure auf, verdampft die Lösung auf dem Wasserbade zur Trockne und bringt den in wenig Wasser aufgenommenen Rückstand auf die Zunge."
Wenn also in diesen schlechten Zeiten die ganze Investmentabteilung der Bank für eine Sammelbestellung zusammenlegen muß um den Kokspreis zu drücken, aber nicht weiß, wie sie die Qualität der Ware checken soll - mit diesen alten Hausfrauentricks sollte es kein Problem mehr sein!

Donnerstag, 22. August 2013

Schattenvogel

Da scheint die Morgensonne durch die offene Balkontür auf den Couchtisch, auf dem eine Plastikschachtel mit Kuchenresten vom Vorabend steht. Und der nach oben abstehende Fetzen des Verschlusses wirft den Schatten:


(Ungestellt. Könnte man wahrscheinlich auch kaum stellen.)

Sonntag, 18. August 2013

Der künstlich bestirnte Himmel über mir

"Mit bloßem Auge ist die ISS derzeit von der Erde aus erkennbar", schreibt Süddeutsche.de heute in einem kleinen Artikel und verlinkt eine Reihe von Seiten, die einem bei der Beobachtung der Internationalen Raumstation helfen. Keine Ahnung, was "derzeit" heißt soll, denn man kann die ISS quasi jederzeit mit bloßem Auge erkennen. Und für jeden, der gerne mal Raumstationen oder Satelliten mit bloßem Auge beobachten will, gibt es eigentlich eine viel bessere Seite als die von der Süddeutschen verlinkten. Also gibt DWüdW ihren ersten Linktipp überhaupt und möchte den Lesern dringend Heavens-Above ans Herz legen!

Am besten unter "Configuration" unter "from database" den eigenen Standort auswählen und ein bisschen herumgucken. Man findet Möglichkeiten, die ISS zu sehen, man kann nach der Sichtbarkeit eines jeden beliebigen Satelliten suchen oder sich einfach mal die "Daily predictions for brighter Satellites" ansehen und staunen, wie viele Satelliten man in einer Nacht mit bloßem Auge über den Himmel ziehen sehen kann. Unbedingt empfehlenswert ist es auch, sich einen hellen Iridium-Flare herauszusuchen und nachts Ausschau danach zu halten, es lohnt sich!

Viel Spaß...!

Freitag, 16. August 2013

So isses!

16. August 2013, Zeit Online :


"Die Mehrheit (62 Prozent) weiß, welcher Partei sie diesmal ihre Stimme geben wird. Knapp ein Drittel (29 Prozent) hat sich noch für keine Partei entschieden."


16. August 2013, Süddeutsche.de :


"Gut fünf Wochen vor der Bundestagswahl haben sich einer Umfrage zufolge rund drei Viertel der Wähler noch nicht endgültig festgelegt."


Na, wenn's da mal nicht spannend bleibt!

Donnerstag, 15. August 2013

Gedanken, die des Nachts so kommen...

Aus gesundheitlichen Gründen herrschte hier wochenlang Stille. Ich hoffe aber, daß es bald wieder weiter geht.
Zeiten der Krankheit vergehen aber nicht unnütz. Zurückgeworfen auf sich selbst, konfrontiert mit der Zerbrechlichkeit des eigenen Körpers und mit Hilflosigkeit, in die man fallen kann, machen Zeiten der Krankheit auch nachdenklich. Und wenn man schon keine Antworten zu finden vermag, so ist es doch eine Zeit, in der man sich Fragen zu stellen beginnt. Persönliche Fragen, Fragen über die Welt und der eigenen Rolle in ihr. Und vielleicht betreffen diese Fragen ja nicht nur mich selbst, sondern auch anderen Menschen? Auch wenn wohl kaum Antworten zu finden sein werden, ich möchte diese Fragen hier dennoch einmal ansprechen:

Die von meinem Arzt verwendeten Zungenspatel sind laut Kartonaufdruck von "höchster Qualität". Was passiert wohl mit Zungenspateln von minderer Qualität? Brechen die beim Zunge herunterdrücken ab, oder zieht man sich damit Holzsplitter in die Zunge?

Was ist wohl demütigender? Wenn man bei der Anamnese gefragt wird, ob man Sport treibt, und die anwesende eigene Partnerin lacht laut auf? Oder denn die Ärztin daraufhin versichert, sie frage ja nur aus reiner Routine?

Lernt medizinisches Personal nicht, aus Höflichkeit dem Patienten gegenüber zu warten, bis dieser das Bewusstsein verloren hat, bevor die ältere Krankenschwester die Jüngere nach dem Setzen des Blasenkatheters tröstet mit den Worten "Macht doch nichts, beim nächsten Versuch flutscht's bestimmt schon besser!"?

Hilft es wirklich, Terroranschläge zu verhindern, wenn jetzt alle befreundeten Geheimdienste wissen, nach welchen ekligen Krankheitssymptomen ich in den letzten Wochen so alles gegoogelt habe?