Donnerstag, 29. März 2012

Das große Mäusemelken

"Nur ein Mausklick bis zum Bombenbauplan"
Die Welt, 12.3.2006

"Nur ein Mausklick bis zum Grauen..."

"Nur ein Mausklick bis zu Porno-Seiten und Drogen-Angeboten"
Augsburger Allgemeine, 4.2.2008

"Nur einen Mausklick bedarf es um zu gewaltverherrlichen oder pornografischen Internetseiten zu kommen."

"Nur ein Klick zur Gewalt"
HNA, 25.3.2010

"Kinderpornografie und unsägliche Gewalt sind in Zeiten des Internets nur einen Mausklick entfernt."
Predigt, Hospitalkirche Hof, 2.4.2010

"Nur ein Klick bis zum nächsten Gangbang, Blowjob, Analsex oder Bondage...."
Focus, 14.4.2010

"Gewalt ist oft nur einen Mausklick entfernt"
Kinderschutz-ABC, Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, 2010

"Der Hass ist nur einen Mausklick entfernt"
FAZ, 20.11.2011

"Nur ein Mausklick zur Chaosparty"
Augsburger Allgemeine, 11.1.2012

"Längst schon sind die Anleitungen zum sexuellen Übergriff auf Hund und Pferd nur einen Mausklick entfernt."
Menschen für Tierrechte

"Wer Kreditkartendaten, die neuesten Hollywoodfilme oder gar einen Auftragsmörder benötigt, ist davon auch nur einen Mausklick entfernt."
RTL Aktuell, 3.2.2012

Und wenn der Leser jetzt den Kopf schüttelt angesichts dieser lächerlichen Mit-einem-Klick-über-den-Rand-der-Zivilisation-Hysterie... ja, dann ahnt er noch nicht, daß er jetzt, in diesem Moment, in dem er diese Zeilen auf diesem harmlos wirkenden, in heiteren Farben gehaltenen Blog liest, nur einen einzigen Klick entfernt ist vom größten Schmutz, Schund und Abschaum im Internet! Soviel Service ist Die Wahrheit über die Wahrheit ihren Lesern schuldig!
Und gleichzeitig beweist sie damit auch, wie harmlos die leichte Verfügbarkeit von niveaulosem und abstoßendem Material im Grunde doch eigentlich ist. Denn DWüdW hat keinen Zweifel daran, daß die Leser über genug Reife verfügen, um den erwartungsgemäß in die tiefsten menschlichen Abgründe führenden Links keinesfalls zu folgen...

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Dienstag, 27. März 2012

Römer im Glashaus

Cicero! Ach Cicero! Was ist nur aus dir geworden? Da hat Die Wahrheit über die Wahrheit so lange das "Online-Magazin für politische Kultur" für seinen Seelenverwandten gehalten: Geistrich, tiefsinnig, unermüdlich darin, die Stil- und Geistlosigkeiten der Netzchaoten immer wieder neu anzuprangern. Und nun heute das! Dein Artikel Wo die Piraten selbst Tyrannen sind fängt ja so gut an. Nur zu Recht prangerst du den unverschämten Ton an, mit dem diese "Netzgemeinde" auf die Aussage Patrick Dörings (für die Jüngeren unter uns: Das ist der Generalsekretär dieser komischen Splitterpartei namens FDP) reagiert:
"Das Gesellschaftsbild, das Politikbild, das Menschenbild ist manchmal so stark von der Tyrannei der Masse geprägt, dass ich mir das als Liberaler nicht wünsche, dass sich dieses Politikbild durchsetzt."
Nur zu Recht wirfst du da die Frage auf, ob denn die Piraten im Internet eine neue Debattenkultur, oder vielmehr Unkultur, heraufziehen sehen. Ganz zu Recht fragst du Magazin für politische Kultur: "halten die Piraten dann also digitales Lästern, Neiden und Beleidigen für zünftige Parteienkultur?" Also, du fragst das die Piraten, nicht den Döring. Aber der hat ja auch analog gelästert und beleidigt. Völlig zu Recht weist Du darauf hin: "Die Wurzeln der Liberalen sind durch und durch demokratisch, im 19. Jahrhunderts kämpften sie gegen das Fürstentum, für demokratische Verfassungen und für Bürgerrechte." Und dabei überspringst du geschmeidig gleich mal diese kurze, häßliche Zeit des Heranwanzens der Liberalen nach '45 an die ehemaligen NS-"Leistungsträger". Und doch keimten erste Zweifel auf: Im 19. Jahrhunderts ? Das wird doch wohl nicht ein Fehler sein?  Doch als ich dann die folgende Zeile las:
"So schrieb der Bundesvorsitzende der Piraten, Sebastian Nerz, über Döring, inklusive Rechtschreibfehlern: 'Dem geht der Arsch auf Grundeis und er flüchtet sich in Enttäuschuns-Polemik. Eigentlich tragisch.'"
Ja, da hätte ich schon fast applaudiert! Inklusive Rechtschreibfehler! Ein fehlendes "g" und ein Bindestrich zu viel! Da habt ihr diesen Nerz ja mal voll in seiner Unkultur erwischt!
Und dann sehe ich das in eurer Sidebar, mit eigenen Augen, gleich neben dem Artikel:


Ein falscher Trennungsstrich mitten im Wort! Und ein Bindestrich zu viel! Cicero! Nein, du bist nicht mehr mein Schwestermedium!
Ab heute nicht mehr. Ab heute verteidigt DWüdW die politische Kultur ganz allein auf weiter Flur.

Sonntag, 25. März 2012

Männer im Stoßverkehr

Nicht nur mit dem Autofahren ist es so eine Sache. Auch der Öffi kann so seine Tücken haben, wenn man allzu ahnungslos in fremde Länder reist. Bei einer Reise war ich schon auf dem zweiten Besuch in einer Stadt, in der ich schon beim Ersten im Taxi beeindruckende Erfahrungen im Straßenverkehr gesammelt hatte. Entweder, es ist dort Stau und man steht bloß herum. Oder die Straßen sind auch nur halbwegs frei, und dann ist der wohl einzige Unterschied zwischen einer Taxifahrt und der Rallye Dakar, daß man bei letzterer weniger Todesopfer befürchten muß. Auf jeden Fall mußte ich mich zum ersten Mal im Taxi am Griff über der Tür festhalten, um beim sportlichen Überqueren von Bodenwellen nicht mit dem Kopf gegen das Wagendach geworfen zu werden.
Beim zweiten Besuch jedoch lagen U-Bahnhöfe derselben Linie direkt am Hotel und an meinem Ziel, und so keimte in mir die scheinbar harmlose Idee heran, es doch einfach mal mit der U-Bahn zu versuchen. Beim morgendlichen Betreten des Bahnsteigs fuhr schon gleich ein Zug ein, der nächstgelegene Wagen war auch als Einziger nicht überfüllt, und so sprang ich hinein und machte es mir in der gegenüberliegenden Tür stehend bequem. Daß ein Wachmann auch in den Wagen stieg, etwas in einer mir unverständlichen Sprache nuschelte, und vor dem Schließen der Türen wieder hinaus sprang, all dies bemerkte ich zunächst gar nicht richtig. Im Anfahren des Zuges sah ich nur noch, wie er auf dem Bahnsteig aufgeregt in sein Funkgerät sprach. Doch dann war meine Aufmerksamkeit plötzlich doch gefesselt, denn es geschah für kurze Zeit etwas, daß man nur aus Werbespots oder Musikvideos kennt. Eine junge Dame steht lächelnd von ihrem Sitz auf. Sie kommt geradewegs auf mich zu. Mit ihren großen, dunklen Augen hält sie unentwegt den Blickkontakt mit mir. Ich bemerke noch die kleinen, fröhlichen Lachfältchen in ihren Augenwinkeln, als sie sich direkt vor mir ein ganz kleines bisschen auf die Zehen stellt, um meinem Ohr ein wenig näher zu kommen. Dann informiert sie mich auf Englisch, daß dies ein Wagen nur für Frauen sei.
Da erst blickte ich mich im Wagen um, und tatsächlich, ich wurde von rechts und links von vielleicht vierzig Frauen mit steinerner bis süffisanter Miene angestarrt. In solchen Momenten kann man froh sein, mit dem Pubertieren bereits fertig zu sein, ansonsten endet so ein Erlebnis womöglich noch traumatisch. Und man kann froh sein, wenn der nächste Bahnhof ein großer Umsteigebahnhof mit Bahnsteigen auf beiden Seiten des Zuges ist. So konnte ich gleich rechts wieder aus dem Wagen hinaus verschwinden und im nächsten, deutlich Volleren untertauchen, während von links drei bekanntermaßen enorm vertrauenserweckend wirkende Sicherheitskräfte in den Frauenwagen hineinkamen.

Nach so einem Erlebnis versteht man dann aber auch, warum ein aus dieser Gegend stammender Bekannter, wenn er in Deutschland in einen U-Bahn-Wagen hinein kommt, in dem zufällig nur einige Damen sitzen, erst einmal nachfragt, ob er als Mann denn auch in diesen Wagen einsteigen dürfe...

Donnerstag, 22. März 2012

Interkultureller Stoßverkehr

Mit dem Autofahren ist es so eine Sache. Es ist amüsant und tatsächlich wahr, daß man in Paris zwar Fahrstunden nehmen kann, aber keine Fahrprüfung ablegen. Denn es ist allen, Fahrprüfer inklusive, klar, daß man im Pariser Stadtgebiet schlicht unmöglich nach den Verkehrsregeln fahren kann, selbst wenn man wollte. Also werden Prüfungsfahrten ausschließlich in den Vororten durchgeführt. Wenn nun ein Pariser erzählt, daß der Fahrstil in südamerikanischen Metropolen furchtbar sei, dann kann man sich vage ausmalen, wie es dort wohl zugeht.
Ein Bekannter kam nun, nachdem er mehr als zehn Jahre in einer solchen südamerikanischen Metropole Auto gefahren ist, beruflich nach Deutschland, und seinen Fahrstil brachte er auch mit. Dieser Stil hat, wie man sich denken kann, zunächst einmal zu gewissen, naja, Irritationen bei den einheimischen Verkehrsteilnehmern geführt. In München etwa ist man es einfach nicht gewohnt, daß sich an einer roten Ampel ein Fahrzeug von hinten zwischen den wartenden Autoreihen hindurch ganz nach vorne schlängelt - um dann, wenn die Ampel umspringt, möglichst schnell Gas zu geben und noch eben eine Fahrspur zu kreuzen, um abzubiegen. Es dauerte dann auch gar nicht so lange, bis die Verkehrspolizei auf diesen Bekannten aufmerksam wurde und ihn nach dem Anhalten gleich zur Alkoholkontrolle bat. Auf die erstaunte Frage, wie die Ordnungshüter wohl auf die Idee kämen, er könne betrunken sein, antworteten sie mit der Gegenfrage, ob er denn sein Fahrmanöver nicht für etwas rücksichtslos halten würde. Daraufhin frage er, nun noch erstaunter: "Wieso? Ich habe doch gehupt!"

Auf die Alkoholkontrolle bestanden die Beamten trotzdem.

Nun hat es sich so ergeben, daß dieser Bekannte inzwischen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Doch sollte man nicht denken, daß das U-Bahn-Fahren frei von kulturbedingten Tücken sei. Und so kam es, daß er einmal ganz im Ernst in einen im Bahnhof haltenden U-Bahn-Wagen hineinfragte: "Entschuldigung, darf ich in diesen Wagen einsteigen?" (Fortsetzung folgt...)

Dienstag, 20. März 2012

Das Ende der Vulkane


Der Croscat an seiner unbe-
schädigten Ostseite.
Auf der Iberischen Halbinsel, im Vorfeld der Pyrenäen, gibt es eine kleine inaktive Vulkanregion namens Garrotxa (sprich: Garotscha). Sie erinnert einen irgendwie an die Eifel und ist eine ausgesprochen schöne Landschaft. Wie überdimensionale Maulwurfshügel ragen überall Vulkankegel von einem duzend bis zu hundertsechzig Metern Höhe über ihre Umgebung hervor. Mitunter ragen kleine Vulkane in Ortschaften auf und man erkennt die Krater, und so hat die ganze Gegend fast schon etwas Märchenhaftes an sich. Dabei waren diese Vulkane zeitweilig durchaus in Gefahr. Am größten von ihnen, dem Croscat, sieht man noch deutlich die Narbe, die der Lavaabbau in seine Nordseite gerissen hat. Doch schon in den Siebzigern begannen unter dem Motto "Rettet die Vulkane" Bürgerproteste gegen den Gesteinsabbau und die Zerstörung der Vulkankegel. Während der Demokratisierung Spaniens am Beginn der achtziger Jahre schuf die katalanische Regionalregierung Naturschutzgebiete, und 1991 beendete sie nach dem Aufkauf des Grubenunternehmens endgültig allen Gesteinsabbau in der Garrotxa [1].
Abbauspuren an der Nordseite des
Croscat.
Ich erwähne dies alles, weil diese Gegend nicht nur geologisch an die Eifel erinnert, sondern auch was die Begehrlichkeiten der Baustoffindustrie angeht. Doch während in Spanien eine großartige Vulkanlandschaft gerettet werden konnte, werden in der Eifel fortwährend ganze Vulkane zur Baustoffgewinnung abgetragen. Mit Google Earth kann sich jeder die Zerstörungen ansehen, die in der Eifel und in benachbarten Landschaften wie der Pellenz, westlich von Koblenz, angerichtet werden. Vulkankegel wie der Hummerich zwischen den Orten Plaidt und Kruft, der Fuchskopf bei Daun, die Kyller Höhe und der Goßberg bei Hillesheim, und viele weitere mehr, sind bereits komplett abgetragen oder werden bald komplett abgetragen sein. Und diese fatale Zerstörung von Landschaften liegt keinesfalls in ihren letzten Zügen, sondern die Vorzugsgebiete, in den der Gesteinsabbau Vorrang vor allen anderen Formen der Nutzung hat, stehen vor einer gewaltigen Ausweitung. Es ist erstaunlich, daß diese planvolle und unumkehrbare Vernichtung kompletter Landschaften jenseits lokaler Aktionsbündnisse kaum auf überregionales Interesse stößt. Dabei sollte man sich vor Augen halten, daß der Bereich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden gerade mal einem Promilleanteil der Beschäftigten in Rheinland-Pfalz Arbeit bietet und weniger Umsatz erwirtschaftet als die Backwarenproduktion (ohne Dauerbackwaren!). Und daß die Baustoffindustrie längst nicht mehr nur von lokalen Rohstoffen lebt, sondern schon im großen Stil vulkanische Rohstoffe aus Island importiert und sich über den Rhein anschiffen läßt. Und doch werden einer marginalen Industrie, quasi als letzter lokaler Profit, Berge und Landschaften unwiederbringlich zum Fraß vorgeworfen.
Der Ort, an dem der Vulkan
Hummerich einst war.
Die ganze Ironie aber liegt darin, daß die betroffenen Regionen sehr wohl um den Niedergang der Baustoffindustrie wissen und ihre dürftige Wirtschaft ausgerechnet durch "Vulkantourismus" zu beleben hoffen. Die Umbenennung des Landkreises Daun in "Landkreis Vulkaneifel" zeugt von diesen fast schon rührenden Bemühungen, ebenso wie das Emporschießen von "Vulkanparks", "Lava-Domes" und "Vulkanpfaden". Selbst Baustoffunternehmen wie die Trasswerke Meurin beteiligen sich an solchen Vulkanparks. Nur eine Frage bleibt offen. Wenn ein Tourist wirklich an Vulkanlandschaften interessiert ist, wieso sollte er eine bis zur Unkenntlichkeit geschändete Landschaft besuchen, und nicht gleich in die Garrotxa fahren? Dort sind Vulkane und Natur nicht nur geschützt, sondern auch bestens durch Wanderwege erschlossen. Denn dort hat man nicht eine wundervolle Landschaft einem zweifelhaften und flüchtigen Profit geopfert.

Donnerstag, 15. März 2012

Onlinesamsara

Eigentlich dachte ich, das Gefühl, die Welt bestehe nur aus der ewigen Wiederholung des Immergleichen, würde einen erst jenseits der Siebzig beschleichen. Daß in der modernen Welt alles immer schneller würde, heißt wohl nur, daß man diesen Eindruck inzwischen schon ab dreißig hat. Denn was mußte man da kürzlich lesen? Der italienische Ort Falciano del Massico hat das Sterben verboten! Is' ja irre originell. Und 2008 war es der Ort Cugneaux (Frankreich), der das Sterben verbot. Und 2005 war es Arraial do Cabo (Brasilien). Und 2002 Le Lavandou (Frankreich). Und 2001 Lanjarón (Spanien). Da kann man sich doch jedes Mal aufs neue beömmeln, über diese überaus witzige, spritzige Idee, auf ein Friedhofsproblem aufmerksam zu machen! Nicht, daß jetzt noch jemand auf die unglaublich lustige Idee kommt, Gott zu verklagen... Haha, das wär' ja mal was! [1,2,3]
Puh, ich glaube, ich selbst bin dann jetzt schon langsam bereit, von diesem Leben zu lassen. Denn eigentlich kennt man schon alles.

Naja, vielleicht versuche ich doch erst noch mal, mir mein Gedächtnis durch mehr Alkohol zu ruinieren...

Der Überbiss

Handelsblatt, 5.8.2008



Handelsblatt, 18.7.2011



Focus, 29.2.2012



Focus, 14.3.2012


Das muß er dann wohl sein, der berühmte "wissenschaftliche Fortschritt"...!


Dienstag, 13. März 2012

Die nervigste Tatsache im Universum

In einem Interview mit DWüdW wurde der unbekannte Wasserforscher Thomas Steinschneider gefragt: "Was ist, Deiner Ansicht nach, die nervigste Tatsache im Universum?" Nun, nach langem Nachdenken ist hier seine Antwort.

Das absolut Nervigste in diesem Universum, das sind die Aufzugparasiten. Wirklich. Ich meine, da steht man gefühlte zwanzig Minuten mutterseelenallein vor der Aufzugtür und wartet, bis sich der Fahrstuhl endlich und unendlich langsam aus dem zehnten Stock ins Erdgeschoß herunter gearbeitet hat. Man läuft all die Zeit alleine auf und ab. Man schielt alleine auf die Stockwerksanzeige über der Tür. Man hämmert alleine immer wieder verzweifelt auf den Fahrstuhlknopf ein, auf daß man sich nicht ganz so hilflos fühle und dieser blöde Fahrstuhl endlich zu einem komme. Und dann ist er endlich da. Vor einem alleine öffnet sich langsam und majestätisch die Tür des Aufzugs und man möchte mit aller Würde, die einem das zermürbende, demütigende Warten noch gelassen hat, in die leere Kabine voranschreiten. Und da sind sie. Von irgendwo her kommen plötzlich mindestens drei Personen angesprungen und schieben sich noch schnell in den Aufzug, bevor sich die quälend langsamen Türen endlich wieder geschlossen haben. Und diese mindestens drei Personen, die müssen alle auf mindestens drei verschiedenen Stockwerken vor dem eigenen Zielstockwerk wieder aussteigen! Und so wartet man, bis sich der Fahrstuhl im dritten Stock geöffnet und geschlossen hat. Und sich im fünften Stock geöffnet und geschlossen hat. Und sich im neunten Stock geöffnet und geschlossen hat. Bevor man alleine noch ins zehnte Stockwerk hinauf fährt und man die kurze Einsamkeit schon aus Prinzip nutzt, um sich den Unterhosengummi noch einmal zurecht zu schieben. Himmel, wer sind diese ständig nervenden Leute? Woher kommen sie? Was wollen sie in diesem Universum? Wozu hetzt Gott sie einem immer wieder auf den Hals? Doch, es gibt in diesem großen, weiten Universum eine Menge nervender Tatsachen. Doch die Nervigste von allen, das ist die Existenz der Aufzugparasiten.

Montag, 12. März 2012

Vater, Sohn und heiliges Higgs

Das Problem, wenn man komplizierte Dinge auf übereinfache aber einprägsame Parolen und Begriffe reduziert, ist: irgendwann kommt der Moment, ab dem der Erste diese simple Parole wirklich ernst nimmt.  Mit dem Higgs-Boson ist so was heute passiert. Da haben die Medien das lächerliche Wort "Gottesteilchen" für das noch immer nicht nachgewiesene Elementarteilchen namens "Higgs-Boson" erfunden, und es klingt ja auch so schön dramatisch. Und heute liest man dann bei Welt der Wunder :
"Ist Gott ein subatomares Teilchen? Zumindest unter Physikern ist diese Theorie gängig"
"Könnte Gott ein subatomares Teilchen sein? Mit Hilfe von gewaltigen Teilchenbeschleunigern wollen Physiker dieses letzte Rätsel des Universums lösen."
Und mal ganz abgesehen davon, daß jeder, der schon mal einen Text von Franz Josef Wagner oder Henryk Broder gelesen hat, weiß, daß es wahrlich noch mehr letzte Rätsel im Universum gibt:
Mehr absurden Unsinn hat man selten in so wenige Worte verpacken können!

Nachtrag (13.3.):
Vielleicht habe ich den Medien auch ein wenig Unrecht getan. Wenn man ein wenig herumsucht, wo der Begriff "Gottesteilchen" eigentlich her kommt, dann stößt man auf das populärwissenschaftliche Buch The God Particle des Physikers Leon Lederman von 1994. Offenbar wurde der Begriff doch von einem Wissenschaftler (mit) erfunden! Naja, jetzt sehen sie, was sie davon haben. Achzehn Jahre später heißt es, Physiker hielten ein subatomares Teilchen für Gott...

Mittwoch, 7. März 2012

Tage, an denen die Welt nicht untergeht

Hab' ich mich eigentlich schon mal über diese alberne Berichterstattung über Asteroidenvorbeiflüge an der Erde beschwert? Ich glaube schon, aber heute mache ich es noch mal. Denn nächste Woche ist mal wieder einer dieser Tage, an denen die Welt nicht untergehen wird. Der Asteroid 2012 DA14 wird an einem Freitag im Jahr 2013 gaaanz knapp an der Erde vorbei fliegen, aber nicht einschlagen. Das läßt uns Spiegel Online schon heute, später dann bestimmt auch manch ein anderer, wissen. Und was uns SpOn noch wissen läßt, ist: "Kleinere Asteroiden kommen der Erde alle paar Jahre recht nahe." Oh ja, und was "alle paar Jahre" bedeutet, das kann man in der Spiegel-Berichterstattung selber sehen. In einem typischen Jahr gibt es zwei Artikel über knapp an der Erde nahe vorbei fliegende Asteroiden, z.B. am 4.11.2011 und am 28.6.2011 und am 12.10.2010 und am 13.1.2010 und am 2.3.2009 und am 13.7.2008 und am 29.1.2008 (kann fortgesetzt werden). Die etwa zwei Nahvorbeiflüge pro Jahr scheinen dabei in drei Kategorien zu fallen: "nur wenig außerhalb der Mondbahn", "innerhalb der Mondbahn" und "näher als Satelliten". Und wie oft solche Nahbegegnungen der Erde mit Asteroiden wirklich sind, das erkennt man leicht, wenn man die geringsten Abstände vorbeifliegender Asteroiden mal gegen die Zeit aufträgt (die Daten kommen von hier). Dabei kann man natürlich nur die bekannten Vorbeiflüge eintragen, nicht die Tatsächlichen. Und das sieht dann so aus:

Der Abstand der geostationären Umlaufbahn, auf der gerne Kommunikationssatelliten sitzen, und der mittlere Abstand des Mondes sind zum Vergleich als gestrichelte Linien dazu eingetragen. So vor ungefähr dem Jahr 2000 kannte man nur sehr wenige dichte Vorbeiflüge, und die waren immer noch relativ weit entfernt. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre wurden dann die großen Asteroidensuchprogramme, wie zum Beispiel LINEAR oder NEAT, aufgesetzt und nach und nach in Betrieb genommen. Und siehe da, plötzlich kennt man viel mehr und viel dichtere Asteroidenannäherungen! Seit 2004 weiß man schon von acht Vorbeiflügen innerhalb der geostationären Umlaufbahn, und damit "näher als Satelliten". Immerhin ganze 150 Asteroiden kamen der Erde bei ihren Vorbeiflügen bekanntermaßen noch näher als der Mond. Und wenn man mal annimmt, daß solche Nahbegegnungen nicht erst stattfinden, seitdem man nach ihnen sucht, dann kann man getrost davon ausgehen, daß die Erde seit Anbeginn der Menschheit (und viel länger) ständig, mehrmals im Jahr, gaaanz knapp von Asteroiden verfehlt wird. Offensichtlich heißt ein naher Vorbeiflug also gar nichts.
Bei so vielen traditionell harmlosen dichten Vorbeiflügen ist es aber sicherlich gut, wenn doch jedes Mal aufs Neue berichtet wird, gell? Schließlich wird auch jedes einzelne Jahr an Ostern vom päpstlichen Segen "Urbi et orbi" berichtet. Oder jedes einzelne verdammte Jahr in den Silvesterabendnachrichten darauf hingewiesen, daß in Australien das neue Jahr bereits begrüßt wurde. Da sind Asteroiden mit ihren unregelmäßigen Flugdaten geradezu aufregend! Und wenn keine Neuentdeckung dazwischen kommt, dann kann man sich bei SpOn ja auch schon mal die Termine für die nächsten Erde-knapp-verfehlt-Ereignisse vormerken: Schon am 19. Mai 2012 wird der nächste Asteroid "dichter als der Mond" vorbeifliegen ("Kollisionsgefahr besteht aber nicht!"). Ich freu mich schon drauf, davon zu lesen!

PS: Der rote Punkt im Diagramm zeigt übrigens den einzigen bisher vorhergesagten Einschlag eines Asteroiden auf der Erde, den von 2008 TC3 am 7. Oktober 2008, an. Das war allerdings nur ein kleiner Krümel, von dem einige Brocken in die sudanesische Wüste fielen.


Nachtrag: Es gab hier einige Verwirrung mit dem Datum des von SpOn erwähnten Asteroidenvorbeiflugs - der ist erst 2013. Ich habe das mal unauffällig korrigiert, in der Hoffung, daß es noch niemandem aufgefallen ist! ;)

Sonntag, 4. März 2012

Europareise der Inkompetenz: 4 - Frankreich

Wenn die auf unserer ersten Reisestation besuchten Briten grundsätzlich eher sympathische Menschen waren, so sind die Franzosen gewissermaßen ihr natürlicher Gegenpol. Insbesondere in der Variante des Parisers ist er der übrigen Welt so weit voraus in Ignoranz, Egozentrik und Selbstüberschätzung, das wirklich niemand mit ihm mithalten könnte, und wenn er sich die gesamte kolumbianische Jahresproduktion an Koks durch die Nase ziehen würde. Tatsächlich vereinzelt existierende Sympathien für Franzosen kann man eigentlich nur durch Unwissenheit erklären. Oder dadurch, daß sich gerade die Deutschen einfach nicht vorstellen können, daß die Feststellung, aus dem großartigsten Land der Welt zu kommen, dem die Welt alle wesentlichen zivilisatorischen Errungenschaften verdankt, vollkommen frei von jeder Selbstironie geäußert werden kann.
Natürlich blüht in einem Land wie Frankreich auch die Inkompetenz in einem Ausmaß, bei dem man als Deutscher gar nicht weiß, wo man mit Beispielen anfangen soll. Besonders beliebt bei unseren Erbfreunden vor dem Sonnenuntergang ist die grundsätzliche Inkompetenzvariante in Form von Lösungen, die aus der Ferne und oberflächlich betrachtet sehr schön aussehen, die in der Praxis aber absolut untauglich sind. Festhalten an ihnen tut der Franzose selbstverständlich dennoch wie der Engländer an seinen zwei Wasserhähnen. Zur Illustration dieses Phänomens nehmen wir einfach mal diese harmlose, simple französische Flasche mit Herd- und Waschbeckenreiniger:


Sie wird geliefert mit dem Hinweis auf der Rückseite, die zu reinigende Fläche sei einfach einzusprühen und abzuwischen. Was nun das Problem ist, bemerkt man schnell - dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgangen sein, daß es sich hier um eine Sprühflasche zum Pumpen handelt. Dies mag eine sehr praktische Verpackung für Fensterreiniger sein. Doch auch in Frankreich ist die überwältigende Mehrheit aller Herde und Waschbecken waagerecht eingebaut. Und damit erahnt man schon das Problem: Hält man die Flasche senkrecht, so kann man mühelos in der Gegend herum sprühen. Nur sprüht man halt irgendwo hin, nur nicht auf die zu reinigende Fläche. Kippt man aber die Flasche nach vorn, so könnte man zwar auf die zu reinigende Fläche sprühen. Nur kommt dann, sobald die Flasche zu mehr als die Hälfte geleert ist, keinerlei Reiniger mehr heraus. Die Ingenieurslösung liegt natürlich auf der Hand: Wenn man unbedingt eine Sprühflasche für Herdreiniger verwenden will, dann muß der Ansaugrüssel so gestaltet sein, daß sich seine Öffnung vorne unten in der Flasche befindet. Befindet sie sich aber nicht. Und somit stellt diese Flasche ein Musterbeispiel französischer Technologie dar. Sieht von Weitem schön und elegant aus, ist aber komplett undurchdacht und taugt in der Praxis zu rein gar nichts. Trotzdem hält der Franzose natürlich an seiner inkompetenten Bauweise fest. Hauptsache, es macht einen guten Eindruck! Neee, in Deutschland, da würde es so was echt nicht geben!