Montag, 28. März 2011

Die Meta-Katastrophe

Über die Reaktorkatastrophe von Fukushima wird in deutschen Medien viel berichtet. Und über die Berichte über die Katastrophe wird auch viel berichtet. Da mache ich doch einfach mal mit! Denn als nicht-Kerntechniker bin ich doch ganz sicher in der Zielgruppe der Berichterstattung, und somit zur Selbsterforschung in dieser Hinsicht berechtigt. Und was mir unter all den Medienberichten Sorgen bereitet, das sind gar nicht die Meldungen über die soundso-zigfach erhöhte Strahlung hier oder da, sondern eher das, was als neutrale oder gar gute Nachrichten verkauft wird. Denn zumindest wenn man diese zweimal liest, dann gefällt einem gar nicht mehr, was man da erahnen kann.

Die Tagesschau meinte so z.B.:
"Nachdem die konventionelle Kühlung des Reaktors ausgefallen war, hatte Tepco zumindest vorübergehend auf eine Kühlung mit Meerwasser umgestellt."
Und "vorübergehend" auf eine "unkonventionelle" Kühlung mit Meerwasser "umstellen", das klingt schön sachlich und beherrscht. Allerdings könnte auch dem Laien sofort der Verdacht kommen, daß es schon sehr fern des Benutzerhandbuchs und ein Akt purer Verzweiflung sein muß, Meerwasser in einen Reaktor zu pumpen (und ablaufendes Wasser, wie später bestätigt, direkt ins Meer zurück laufen zu lassen). Zumindest die neuen Berichte von Problemen mit Salzkrusten auf den Brennstäben und hoher Strahlung im Meer überraschen einen da nicht mehr. Sie bestärken einen nur in der Vermutung, daß hinter allen Bemühungen vor Ort kein Konzept steckt, sondern lediglich die Hoffung, durch Improvisieren zumindest bis zum nächsten Morgen durchzuhalten.

Die Tagesschau berichtet auch gerne von "wichtigen Fortschritten":
"Die Situation am schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima I bleibt kritisch - nach Ansicht der Betreiberfirma Tepco und der japanischen Regierung wurden aber einige wichtige Fortschritte erzielt: So gelang es laut Tepco, ein Starkstromkabel in Reaktorblock 2 zu verlegen. Damit könne der Kontrollraum wieder mit Elektrizität versorgt werden. Die regulären Kühlpumpen könnten derzeit aber noch nicht genutzt werden, da zunächst umfangreiche technische Prüfungen daran vorgenommen werden müssten."
Das klingt gar nicht mal so schlecht. Nur sollte man sich nicht noch Bilder der Kraftwerksanlage ansehen. Denn sonst erscheint einem die beruhigende Nachricht, daß der nur von außen am wenigsten zerstört aussehende Reaktor wieder Strom für den Kontrollraum hat, nur wenig besser als die Meldung, die Kaffeemaschinen würden wieder funktionieren...

Am beeindruckensten (und wenn es nicht so ernst wäre, nur noch zum Lachen) ist aber die heutige Aussage zur Kernschmelze:
"Die Regierung gehe aber davon aus, dass die Kernschmelze lediglich vorübergehend sei."
Ehrlich gesagt hatte ich auch gar nicht vermutet, daß der geschmolzene Kern bis zum Ende aller Tage geschmolzen bleiben würde! Und beruhigt bin ich nun in etwa so wie nach einer Pilotendurchsage: "Verehrte Fluggäste, unser Flugzeug stürzt gerade ab. Aber wir gehen davon aus, daß der Absturz lediglich vorübergehend ist."
Liest man so etwas, dann weiß man nicht, ob die Verantwortlichen einfach heillos überfordert sind, oder ob sie den Bürger nur nicht ernst nehmen. Wirklich beruhigend wäre keines von beidem. Und solange niemand offen sagt, was ich für mich selbst ohnehin vermute - "Wir probieren mal alles, was uns so einfällt, und hoffen ansonsten, daß es nicht zu dicke kommt..." - freue ich mich über Meldungen über diese oder jene Strahlendosis hier oder da. Dabei weiß man noch am ehesten, woran man ist...

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