Donnerstag, 4. Februar 2010

Der Wille Gottes

Eine Frage hat mich in der letzten Nacht, als ich von Einschlafproblemen geplagt wurde, wieder beschäftigt: Kann man aus der Beobachtung der Welt an Vertrauen in Gottes Existenz gewinnnen? In der Diskussion des teleologischen Gottesbeweisen vor einiger Zeit bin ich ja bei der Erkenntnis angelangt, das dies aus der Existenz der Naturgesetze formal nicht der Fall ist. Aber wenn man etwas tiefer stapelt? Oder kann die Betrachtung der Welt gar Argumente fur die Nichtexistenz Gottes liefern?
Nehmen wir noch einmal den Fall der Naturgesetze. Der Argumentation nach waren sie eine Schöpfung Gottes. Oder anders gesagt, es ist Gottes wille, das sich die Objekte der Natur gemäß bestimmter Regeln verhalten. D.h., Naturgesetze sind letztlich nichts anderes als eine Manifestation von Gottes Wille, in einer Form, in dem wir ihn auch erkennen können. Zwar sind die Naturgesetze ziemlich geeignet, gerade uns Menschen hervor zu bringen, aber man kann dem entgegen halten, das die Menschen nüchtern betrachtet eine klare Randerscheinung des Universums sind. Das Universum ist so erstaunlich viel größer als die Erde. Und die Erde umkreist einen durchschnittlichen Stern unter Milliarden am Rand einer Galaxie unter Milliarden... Gott als allmächtiges Wesen hätte, würde es ihm vorrangig um die Menschen gehen, zweifellos ein praktischeres Universum erschaffen können. Eines mit der Erde als Scheibe, in deren Zentrum Jerusalem liegt, und die von einer Himmelskuppel überdacht ist, an der die Gestirne ihre Bahnen ziehen. Und wenn wir mit einer Rakete zum Himmel flögen, träfen wir auf diese Kuppel und könnten die Sonne als eine perfekte helle Scheibe aus der Nähe betrachten, wie sie dort ihre Bahn zieht. Diese Vorstellung mag einem heute naiv vorkommen, und man wird sie vor allem als unvereinbar mit den Naturgesetzen verwerfen. Doch wären in einer solchen Welt die Naturgesetze einfach nur andere. Es wäre eben Gottes Wille, das die Sonne an der Kuppel auf bestimmte Weise entlang gleitet. In einer solchen Welt wäre es viel einfacher, an Gott zu glauben, und man würde die Naturgesetze dieser Welt vieleicht auch einfach nur Gottes Wille nennen.
Ist dann jede wissenschaftliche Entdeckung, die Kugelgestalt der Erde, die Größe des Weltalls, nicht ein Argument gegen einen Gott, der an den Menschen interessiert ist? Und zwar in dem Sinne, dass z.B. ein so großes Universum wahrscheinlicher ist unter der Hypothese, das es keinen an Menschen interessierten Gott gibt, als unter einer gegenteiligen Hypothese?
Auch hier könnte man wieder einwenden, es sei vermessen, Gott bestimmte Handlungen nahezulegen. Aber außerdem mag man, wenn man dies akzeptiert, jetzt entgegen halten, das das Universum zwar sehr groß sei, das aber alleine der Umstand, das scheinbar unbedeutende Menschen die Naturgesetze des Universums erkennen können, gegen die Nichtigkeit der Menschheit spricht. Ist es denn nicht erstaunlich, das wir überhaupt etwas vom Universum verstehen können, und das die Logik in unseren Köpfen bis zu den entfernten Sternen reicht?
Aber es ist durchaus fraglich, wie weit der Verstand wirklich reicht. Schließlich haben wir zwar eine Vorstellung davon, wieviel mehr wir inzwischen von der Welt wissen als vor Jahrhunderten. Wir wissen quasi, von wo aus wir losgelaufen sind. Aber wir können gar nicht wissen, wie weit der Weg noch ist, wieviel mehr es noch zu verstehen gibt. Und erst recht konnen wir nicht wissen, ob unser Denken für diese Erkenntnisse ausreicht. So betrachten manche den Versuch, die Mathematik auf die Logik zurückzuführen, alleine deshalb als gescheitert, weil naive Mengenbildungen zu Widersprüchen führen, und alle Auswege über die typische Logik hinausführen. Aber man könnte doch annehmen, das umgekehrt eben die Logik nicht die richtige ist, und das dieser Begriff zu eng gefasst ist, um die Mathematik völlig aufzunehmen. Und mit der Mathematik auch die Physik, die Chemie.
So könnte die Diskussion noch eine Weile hin und her gehen. Klar scheint mir aber, das die Plausibilität der Argumente beider Seiten nur von der persönlichen Gewichtung abhängt. Und es gibt keinen Weg, zu einer objektiven Gewichtung zu gelangen. Insofern kann man viel über Gotteserkenntnis spekulieren, wenn man sich die Welt um einen herum näher betrachtet. Zu irgendwelchen objektiven Erkenntnissen wird man dadurch nicht gelangen. Zumindest nicht in Bezug auf den Menschen.

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